Theater

Der Eingebildete Kranke / Kritik

KOMÖDIE IN SCHLEIDEN
Das lustige Spiel mit dem Tod
Von Stephan Everling
Die Theaterfreunde Schleiden präsentierten eine ungewöhnliche Inszenierung des Klassikers „Der eingebildete Kranke“ von Molière. Es ist eines der bekanntesten Stücke der Theatergesichte und ist gut umgesetzt worden. Es ist die erste Saison, in der Stücke aus dem Bonner Theater Euro Central von den Theaterfreunden Schleiden präsentiert werden. Und direkt ist es ihnen gelungen, eines der bekanntesten Stücke der Theatergeschichte mit einer ungewöhnlichen Inszenierung zu präsentieren. „Der eingebildete Kranke“ von Molière gehört zum Standardrepertoire eines jeden Theaters und ist von daher auch den Sehgewohnheiten des Theatergängers unterworfen. Diese zu enttäuschen ist eine der reizvollen Aufgaben eines Regisseurs. Rund 100 Zuschauer waren in den Großen Kursaal in Gemünd gekommen, um sich auf das Abenteuer einzulassen. Der bekannte Ohrensessel mit dem in einen Morgenmantel und Kopfwickel gehüllten Titelhelden bildete das Zentrum der Bühne und der Welt des eingebildeten Kranken Argan. Von hier aus dirigierte er die Akteure, lauschte den Ärzten oder orderte ein vermeintlich segensreiches Klistiert. So groß ist seine Angst vor der viel beschworenen „Katastrophe“, dass die Doktoren leichtes Spiel haben. Hinter ihm eine Bank, auf der die Darsteller der Nebenrollen Platz nahmen. Wie auf einer Reservebank beim Fußball saßen sie und warteten auf ihr Stichwort. Mit wenigen Accessoires statteten sie sich aus und tauschten eifrig die Rollen. Fächer und roter Handschuh symbolisierte die Ehefrau, Doktorhut und Brille die Doktoren. Fast könnte dieses Wechselspiel verwirrend wirken, doch die Schauspieler fanden sich mit Lust in das Hin und Her und nahmen den Zuschauer gefangen. Und da der Rollentausch vor den Augen des Publikums stattfand, blieben die Vorgänge auch transparent. Die Inszenierung stammt von der Schweizerin Marianne de Pury, die sie für eine französischsprachige Inszenierung in dem Bonner Theater entwickelt hat. Aus dieser Aufführung, die in der vergangenen Theatersaison sehr erfolgreich gespielt wurde, wurde auch die französische Schauspielerin Virginie Cointe in die deutsche Fassung übernommen, die dabei ihre erste Rolle in deutscher Sprache spielte. Das machte sie so gut, dass viele im Publikum überlegten, ob der Akzent nun echt sei oder vielleicht nur vorgetäuscht. Cointe spielte die Zofe Toinette, neben dem Kranken Argan, mit lebhafter Mimik und treffsicher pointiert gespielt von Johannes Prill, die tragende Figur in der Komödie. Sie trieb die Handlung voran, bemühte sich mit dem Bruder Bedart (Franz-Jürgen Zigelski) den Hypochonder zur Vernunft zu bringen. Genau wie Sandra Pohl und Stephan Tacke-Unterberg ergriff sie aber auch immer wieder einen Doktorhut, um als Arzt oder Notar dem eingebildeten Kranken teure Kuren zu verkaufen. Der Dreiakter war für die Inszenierung auf gut zu verkraftende zwei Teile zusammengekürzt worden. Als der Argan in der Schlussszene selbst die Insignien der Ärzteschaft kleidet und sein Bruder Beralde die klassischen Worte ins Publikum spricht: „Sowie man im Mantel und Doktorenhut spricht, wird jeder Trottel gelehrt und jeder Unsinn Vernunft“, findet die leicht dargebotene Komödie unter herzlichem Applaus des Publikums das Ende.

Die Unterrichtsstunde / Kritik Auszug

Der Pauker wird zum Totschläger
Zwei Einakter von Cocteau und Ionesco feierten im Euro Theater Central Premiere.

Auch Tömöry hat es beim Einakter nicht bewenden lassen und hat noch einen weiteren dazugestellt mit Eugène Ionescos immer wieder köstlicher Groteske "Die Unterrichtsstunde". Auch personell ist es größer, es ist auch das größere Stück. Das Euro Theater hat es mit dem Fremdsprachigen, aber in diesem Fall deutsch gespielten. Ein Professor domestiziert seine Schülerin, die auf komische Weise so so dumm ist wie schlau. Sie lernt die kompliziertesten Aufgaben auswendig, weil sie sie nicht versteht. Ihr Problem wird, dass sie sich damit in die Hände ihres Lehrers begibt.
Am Ende bringt er sie um. Die nächste Schülerin wartet schon vor der Tür. Der Glücksfall fürs Euro Theater aber ist, dass es mit Virginie Cointe eine prächtige junge Französin für die Rolle hat, die wir auch schon aus Molieres "Eingebildetem Kranken" kennen. In ihrer Verbiesterung ist sie eine überaus spaßige Figur. Und Thomas Franke natürlich ist wie geschaffen für einen gewalttätigen Pauker als Totschläger. Sehr komisch! (ter)